Werkstatt Augenblick

Ein paar Angaben zu mir:

  • Geboren 1962 in Hinwil, seit 1966 im Glarnerland
  • Seit 1989 als Schreiner selbständig 
  • 2004  Gründung der Werkstatt Augenblick, Arbeit an diversen Fotoprojekten
  • Die Wiege meines Lebens ist das Glarnerland mit all seinen Bergen, Seen und Tälern.  Meine Freude an Formen, Farben und Licht inspiriert mich immer wieder,  in die Schönheit der Natur einzutauchen.


Ein Glarner Künstler beschreibt meine Passion:


FOTOGRAFIE ALS KUNSTWERK

Wann ist Fotografie Kunst? Wann wird ein fotografisch entstandenes Bild zum Kunstwerk? Die Frage muss gestellt werden angesichts der unendlichen Bilderflut in unserer heutigen Zeit, die mit ihrer Aufdringlichkeit – man denke nur an das omnipräsente Werbebild – nur Abstumpfung und Oberflächlichkeit des Publikums erzeugt. Am einen Ende fotografischer Erzeugnisse liegt das geknipste Bild in seiner völligen Unbedarftheit, wie es heute mit der Handyfotografie täglich millionenfach produziert und elektronisch um die Welt geschickt wird. Im Mittelfeld gibt es sodann einen Bereich guter fotografischer Bilder, die sich aber doch mit einer fliessenden Grenze von der kleinen Spitze fotografischer Kunstwerke abheben. Eine fliessende Übergangszone in der Qualität deshalb, weil Kunst nicht ein Richtig/Falsch kennt wie die Mathematik. Denn Kunst entsteht in einem Arbeitsprozess, der sich wie ein mäandrierender Fluss mehrfach verzweigen und winden kann, weil sie auf der Suche nach dem besten und spannendsten Weg ist. Dieser Weg der bildnerischen Kunst – nur von ihr ist hier die Rede – hat eine dendritische Struktur, welche mit vielfältigen Verästelungen immer wieder neue Lösungswege anbietet, für die sich der oder die Kunstschaffende situativ entscheiden kann. Am Ende dieses offenen Arbeitsprozesses gibt es nicht nur ein einziges richtiges, sprich gutes Ergebnis. Zu einer erarbeiteten Bildthematik kann es zehn oder zwanzig richtige, gleichwertig gute Lösungen geben, oder auch manchmal neben einigen geglückten auch einige weniger geglückte. Kunst kann in froh-gemuter Unbekümmertheit und Experimentier-freudigkeit entstehen, in selbst-vergessenem Tun und Gestalten oder aber auch über einen Weg voller Anstrengung, Zweifeln und Mühsal führen. Doch anstatt Beliebigkeit gewinnt sie durch das Denken, Fühlen und Handeln ihres Erschaffers eine Ausstrahlung und durch ihre Einmaligkeit eine Botschaft: So sehe ich die Welt, den Menschen, das Leben und dessen Sinn!

Indessen kann man die Frage, wann – in unserm Falle – Fotografie zur Kunst wird, auch viel einfacher beantworten: Dann, wenn sie in der bildnerischen Qualität eines Werkes von Erich Heldstab auftritt. Seine Werke treten auf mit der bestechenden Präsenz eines Bühnenstars, der durch seine Persönlichkeit und Kompetenz das Publikum sogleich in den Bann zieht. Denn Heldstab macht einen weiten Schritt von der Fotografie als Einzelbild zu einem Werk, das durch seinen gestalterischen Impetus nicht nur Originalität sondern auch Einmaligkeit gewinnt. Nehmen wir sein Werk «Aufmarsch der Glarner Alpenblumen», das er an der SKULPTURA 09 in Glarus vorgestellt hat. Seine Motive sind technisch perfekte Makrofotografien von alpinen Blütenpflanzen. Was normalerweise als Einzelbild in einen Rahmen gesetzt und aufgehängt wird (als durchaus ästhetisch wirkende Blumenportraits), ist für ihn nur das Ausgangsmaterial zu einer umfassenderen Präsentation. Er fügt die Fotos im Quadratformat zu einem parallelen Mosaik zusammen, zu einem sog. Bilderfries, bei dem das Einzelbild nur noch Teil des Gesamteindrucks ist. Dieses mehrere Meter lange Bilderband, technisch perfekt auf Aluplatte gedruckt, hängt er nicht an eine Wand, sondern legt es für die Skulptura auf den Boden, in den Rasen eines Gartens. Und macht es mit einem genial einfachen Trick zu einer Bilder-Skulptur, indem er die Platten 15 cm über dem Boden schwebend montiert. Die Farbenreihen der Blütenpflanzen gehen unmittelbar eine wunderschöne Synthese ein mit der gestalteten Natur des privaten Gartens, um den die Häuser in der Runde zu stillen Zuschauern und Bewachern werden.


In der linth-arena sgu präsentiert Erich Heldstab nun zwei neue Variationen seines kreativ-ungewöhnlichen Umgangs mit der Fotografie. Der erste Zyklus wendet, wiederum auf der Basis der Blüten- oder Blätter-fotografie, das Prinzip der Vervielfältigung an, in einem quadratischen Raster, der vertikale und horizontale Bildachsen komponiert und somit das formale Puzzle unendlich spiegelt. Die Bilder erinnern den Betrachter schlagartig ans gute alte Kaleidoskop («Schönbildschauer» nach dem griechischen Ursprungswort), das Drehspiegelungen in einem dreiseitigen Prisma spielerisch erzeugt. In Heldstabs Präsentation evozieren diese Bilder eine Fortführung über das Bildformat hinaus, denn sie können ins Unendliche hinaus weitergedacht werden. 

Mit der Ausgangsfotografie der Blume oder des Blattes und ihrem Grenzbereich legt er auch den bestimmenden Farbklang fest, etwa mit einem Drittel des Farbspektrums (z.B. von Primärgelb bis Primärrot) oder als Komplementär-Kontrast (z.B. Grün-Gelb zu Magenta-Purpurrot). So sind Bildwerke entstanden, die nicht nur die Fotografie transformieren, sondern die trotz ihrer Formenvielfalt wie ein Mandala auch Ruhe und Stille, ja ein meditatives Versenken erlauben, sofern die Betrachter sich die Zeit dafür nehmen wollen.

Im zweiten neuen Zyklus zeigt Heldstab auf, dass er auch auf die singuläre Einzigartigkeit eines Pflanzenobjektes eingehen kann. Ein blattlos-blanker Ast einer Clematis Vitalba, einer Waldrebe, noch nie als Objekt einer Bildidee gesehen, der sich skurril in- und durcheinander windet, würde sich gegen eine Vervielfältigung sperren. So setzt er ihn wie eine Einzelfigur ins richtige Licht, durch den geschickt gewählten Lichteinfall und vor einer formlos-unscharfen Umgebung. Damit bekommt der Astknäuel eine skulpturale Wirkung, die durch die Hintergrundgestaltung noch verstärkt wird: durch Ton-in-Ton-Naturfarben oder als Hell-Dunkel-Kontrast. Und der dürre, verkrüppelte Ast beginnt zu leben, im Raum zu tanzen, abzuheben, ja zu schweben. Durch Heldstabs Invention ist er zum Schauspieler geworden, der Naturalismus und Surrealismus zugleich verkörpert. So wird Fotografie fast spielerisch und unverkrampft zum Kunstwerk und Heldstab zum Regisseur, der sich hinter der technisch perfekten Ausführung und dem glanzvollen Auftritt zurücknimmt.

Die Betrachter dürfen ruhig staunen und auch dankbar sein, dass es noch Kunstschaffende gibt wie Erich Heldstab, in einer Zeit, die sich im angstvoll-wilden Wirbel um eine aufs neue krisengeschüttelte Lebenswelt dreht!


Albert Schmidt

September 2009





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